Presseinformation

Hugelshofer Logistik AG: Gelebtes Umdenken

die Hugelshofer Logistik AG

In Sachen Elektromobilität setzt die Hugelshofer Logistik AG in Frauenfeld neue Massstäbe. 30 Lastwagen der 200 Fahrzeuge starken Flotte sind vollelektrisch unterwegs, zwei Drittel davon stellt Renault Trucks. In die Ladeinfrastruktur hat das traditionsreiche Unternehmen sieben Millionen Franken investiert. Grund genug also, bei Martin Lörtscher, Geschäftsführer, und Erwin Gloor, Technischer Leiter, nachzuforschen.

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2019 hat die Hugelshofer Logistik AG den ersten elektrischen Lastwagen in Betrieb genommen. «Es war ein Experiment, es war ein Herantasten an eine neue Antriebstechnologie», umschreibt Martin Lörtscher diesen Schritt. Allen Widerständen und offenen Fragen zum Trotz sollte dieser Entscheid wegweisenden Charakter erlangen. Aktuell betreibt das Thurgauer Unternehmen 30 elektrische Lastwagen, noch in diesem Jahr sollen 13 weitere «Stromer» zur Flotte stossen. Renault Trucks stellt dabei mit derzeit 20 E-Tech T den Hauptanteil. Überhaupt ist Renault Trucks im 200 schwere Lastwagen umfassenden Fuhrpark bestens vertreten: Rund 70 Prozent der Fahrzeuge tragen das Diamant-Emblem des französischen Nutzfahrzeugherstellers auf den Kühlergrill.

Gewaltige Anstrengungen

Martin Lörtscher und sein Team haben sich voll und ganz dem Prinzip der Nachhaltigkeit verschrieben. Das setzt gewaltige Anstrengungen und Investitionen voraus und wird natürlich auch von den Rahmenbedingungen getragen. Von der schrittweisen Umstellung der Fahrzeugflotte auf vollelektrische Lastwagen abgesehen, war die Ladeinfrastruktur eine eigentliche Herkulesaufgabe. Gelöst hat dies die Hugelshofer Logistik AG mit einem überdachten Parkplatz, auf dessen 230 Tonnen schweren Stahlgerüst auf einer Fläche von 4775 Quadratmeter bifaziale Solarzellen montiert sind. Bifazial heisst, dass auch die Unterseite der Zellen zur Stromerzeugung genutzt werden kann. 14 Schnellladestationen mit einer Leistung von je 360 kWh stellen 28 Ladepunkte zur Verfügung und halten den elektrischen Teil des Fuhrparks zu jeder Zeit unter Strom. Angrenzend an dieses Gelände besteht die Möglichkeit zur Erweiterung dieses «Betankungsareals». Damit weiss sich die Hugelshofer Logistik AG auf längere Zeit hinaus auf der sicheren Seite. Zusammen mit den Photovoltaik-Anlagen auf den Firmendächern ergibt sich eine nutzbare Gesamtfläche von rund 7000 Quadratmeter zur Stromgewinnung.

Ein eigenes «Kraftwerk»

Eine ganz elementare Herausforderung war die Stromversorgung als solches, die hohe Anforderungen an das Netz stellt. Gelöst hat dies die Hugelshofer Logistik AG mit dem Bau einer eigenen Trafo- und Wechselrichterstation. «Damit haben wir den Status eines Mittelspannungsbezügers, was es uns erlaubt, Strom einzukaufen und auch abzugeben», deutet Martin Lörtscher ein Energiemanagement an, das ganz besondere Vorteile erahnen lässt. Im Prinzip, so könnte man sagen, besitzt die Hugelshofer Logistik AG ein eigenes Kraftwerk. Wie aufwändig und anspruchsvoll diese Infrastruktur ist, zeigt sich allein an den Kabelsträngen. Wer nur ein Meter langes Stück dieses dicken Kabels in die Hand nimmt, könnte leicht auf die Idee kommen, dass es sich hierbei um ein Trainingsgerät von Arnold Schwarzenegger handelt – es geht ganz schön ins Gewicht!

Was gab den Auslöser, den Weg hin zu einer neuen Antriebstechnologie einzuschlagen?

ML: Die Initialzündung erfolgte am 21. Mai 2017. Damals stimmte das Schweizer Stimmvolk der Energiestrategie 2050 zu. Die Vorlage sieht vor, dass der Strassenverkehr bis 2050 CO-neutral sein und bis ins Jahr 2030 eine Reduktion von 30 Prozent erzielen müsse. In der Geschäftsleitung haben wir uns daraufhin geeinigt, das Ziel bis 2030 höher zu stecken und eine Verminderung des CO-Fussabdrucks um 50 Prozent anzustreben.

Nun haben Sie ja bereits einen hohen Anteil an elektrische Lastwagen in Ihrer Flotte. Wie verhält es sich mit der Einsetzbarkeit dieser Fahrzeuge hinsichtlich Reichweite?

ML: Eines muss man bei dieser Frage vorwegnehmen. Im Vergleich zum ersten elektrischen Lastwagen, den wir in Betrieb genommen hatten, hat sich die Batteriekapazität in nur fünf Jahren verdoppelt. Das wirkt sich natürlich positiv auf die Reichweite aus. Die Entwicklung in dieser Hinsicht ist im Übrigen noch längst nicht an ihrem Schlusspunkt angelangt. In unserem Fall von Vorteil ist natürlich die Tatsache, dass wir mit dem Auftrag der Post aber auch mit den Lebensmitteltransporten viele Nachtfahrten absolvieren können. Mit Hilfe unserer Schnellladestationen sind die Fahrzeuge dann relativ schnell wieder fahrtüchtig und können quasi rund um die Uhr bewegt werden – notabene von der LSVA befreit. Ein Reichweitenproblem kennen wir also nicht.

Gibt es gleichwohl Einschränkungen bezüglich Einsetzbarkeit?

ML: Es kann nicht geleugnet werden, dass die Disponenten umdenken mussten. Die Tourenplanung muss sich an der Reichweite ausrichten. Das hat sich aber inzwischen bestens eingespielt. So kommen unsere elektrischen Lastwagen heute bei verschiedensten Transportaufgaben zum Einsatz. Wir bestreiten damit nebst den Transporttätigkeiten für die Post auch Bewegungen in den Bereichen Silo, Zement und Baustoff, Spitalbelieferungen und neuerdings auch der Versorgung von Filialen eines Detailhändlers.

Der überwiegende Teil Ihrer Fahrzeugflotte besteht aus Renault Trucks, sie stehen derzeit bei einem Anteil von rund 70 Prozent. Wie ist es zu dieser Markenausrichtung gekommen?

ML: 1998 haben wir die ersten Renault Trucks in Betrieb genommen. Diesem Schritt lag die Tatsache zu Grunde, dass wir den Auftrag der Post an Land ziehen konnten. Wir brauchten innert kürzester Frist 30 Lastwagen für den Einsatz mit Wechselpritschen. Die Renault Trucks (Schweiz) AG war der einzige Anbieter am Markt, der - trotz Androhung einer brutal hohen Konventionalstrafe - eine zeitgerechte Lieferfähigkeit signalisierte. Als dann die Vetterli AG, welche bei uns eingemietet war, die Vertretung von Renault Trucks übernahm, ergab sich daraus servicetechnisch ein Idealfall. Seit 12 Jahren ist nun die Thomann Nutzfahrzeuge AG bei uns im Hause. Aufgrund unserer Flottenbeschaffenheit ist daraus ein regelrechtes Kompetenzzentrum für elektrischen Lastwagen erwachsen.

Wie bewähren sich die Renault Trucks E-Tech, die mit aktuell 20 Fahrzeugen zwei Drittel des E-Fuhrparks ausmachen?

ML: Aus meiner Optik machen sie sich sehr gut. Die Technologie ist ausgereift, sie funktionieren bestens und auch die Akzeptanz bei den Chauffeuren ist mittlerweile sehr hoch.

EG: Wir haben mit diesen Fahrzeugen nicht mehr zu tun als mit den Verbrennern. Unsere Erfahrungen bestätigen uns auf unserem Weg. Die Renault Trucks E-Tech T sind zuverlässig und laufen gut. Bei den Chauffeuren kommt insbesondere auch die Kabine mit ihrem hochwertigen und modernen Interieur gut an.

Kann Ihr Modell Massstab für andere Transportunternehmen sein?

ML: Bei unserer Flottengrösse, bei unseren Tätigkeitsfeldern von planbaren und regelmässigen Touren - gerade auch zu Nachtzeiten - finden wir ideale Voraussetzungen vor. Hinzu kommt, dass in unmittelbarere Nähe zu unserem Firmensitz das für uns zuständige Elektrizitätswerk eine optimale Infrastruktur bereithält. So ist unmittelbar neben unserem Firmengebäude ein Speicherwerk vorhanden, das gedacht ist, Stromengpässe auszugleichen. Ein ganz wichtiger Faktor ist das Energiemanagement. Darin sehe ich für das Strassentransportgewerbe eine grosse Herausforderung und auch eine ganz grosse Chance. Damit aber zurück zu Ihrer Frage. Für Klein- und mittelständische Unternehmen dürfte es in diesem Umfang eher schwierig werden. Das System lässt sich auch nicht 1:1 auf jedes Einsatzgebiet umlegen.

Was verstehen Sie unter Energiemanagement?

ML: In unserem Fall geht es um die dynamische Energiebeschaffung. Konkret am Beispiel: Dank einer eigenen Trafo- und Wechselrichterstation gelten wir als Mittelspannungsbezieher. Dieser Umstand erlaubt es uns, Strom einzukaufen. Und hier gilt es vorausschauend zu handeln und im richtigen Moment zu reagieren. Ich rede von Preisschwankungen von bis zu 300 Prozent. Da kann man folglich sehr viel herausholen, wenn man zum richtigen Zeitpunkt Strom einkauft. Bei Überproduktionen können wir uns ebenfalls zuschalten und das Netz damit entlasten, bei Überkapazitäten unsererseits geben wir wieder etwas ans allgemeine Stromnetz ab.

Was können Sie der Branche mit auf den Weg geben?

ML: Volkes Wille, wie er an der Abstimmung zur «Energiestrategie 2050» zum Ausdruck kam, gilt es umzusetzen. Daran führt kein Weg vorbei. Folglich muss unser Gewerbe umdenken und sich den neuen Möglichkeiten öffnen, soweit dies Sinn macht und umsetzbar ist.

Facts and Figures?

Treibstoffverbrauch der gesamten Flotte (Stand: 2020)

  • 26'000 Liter pro Tag
  • 6'500'000 Liter pro Jahr (= 250 Tankzüge)
  • 17'000 Tonnen CO pro Jahr

Bis 2030 will die Hugelshofer Logistik AG mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie 50% Einsparungen erzielen.

Einsparpotenzial

  • 2024: Bei 32 E-LKWs resultiert ein Stromverbrauch von 4'400'000 kWh
  • und eine CO-Ersparnis von 2838 Tonnen
  • 2025: Bei 42 E-LKWs resultiert ein Stromverbrauch von 5'775'000 kWh
  • und eine CO-Ersparnis von 3725 Tonnen
  • 2026: Bei 52 E-LKWs resultiert ein Stromverbrauch von 7'150'000 kWh
  • und eine CO-Ersparnis von 4612 Tonnen
  • 2027: Bei 62 E-LKWs resultiert ein Stromverbrauch von 8'525'000 kWh
  • und eine CO-Ersparnis von 5499 Tonnen
  • 2028: Bei 70 E-LKWs resultiert ein Stromverbrauch von 9'625'000 kWh
  • und eine CO-Ersparnis von 6209 Tonnen

Ladeinfrastruktur Truck-Port

  • Länge: 80 Meter
  • Spannweiten der Überdachungen: 21,1 und 23,4 Meter
  • Höhe: 9 Meter
  • Gewicht der Stahlkonstruktion: 230 Tonnen
  • Gesamtfläche Truck-Port: 4775 m².
  • Dachflächen: 2243 m².
  • Verbaute PV-Module: 2314 Stück
  • PV-Leistung Dächer und Truck-Port: 1,1 mWp
  • PV-Jahresertrag: 1,0 Mio. kWh
  • Eigenverbrauch Stromproduktion: 80%

Netzbau

  • Kabeldurchmesser Hauptleitungen: 56 mm
  • Verlegte Hauptstromkabel: 1500 Meter
  • Totalgewicht der verlegten Kabel: 18 Tonnen

 

Über Renault Trucks

Der französische LKW-Hersteller Renault Trucks stellt Transportprofis seit 1894 Lösungen für nachhaltige Mobilität zur Verfügung - vom leichten Nutzfahrzeug bis hin zur Sattelzugmaschine. Renault Trucks engagiert sich im Bereich Energiewende und stellt Fahrzeuge mit kontrolliertem Kraftstoffverbrauch sowie eine komplette Palette von 100%igen Elektro-LKW her. Das angewandte Kreislaufkonzept ermöglicht hierbei eine verlängerte Betriebsdauer.

 Wichtige Kennzahlen:

  • 9 400 Beschäftigte weltweit
  • 4 Produktionsstandorte in Frankreich
  • 1 500 Verkaufs- und Servicestellen weltweit
  • 70 000 verkaufte Fahrzeuge im Jahre 2023

 

Weitere Informationen:

renault-trucks.ch

Roman Sievi

Tel. +41 (0) 44 746 65 60

roman.sievi@renault-trucks.com

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